Weigelsdorf (poln. Ostroszowice)
liegt rund 10km (per Straße 14km) südlich der Kreisstadt Reichenbach am Nordrand
des Eulengebirges in etwa 350m Höhe.
Im Folgenden soll nun ein kurzer Abriss zum Ort veröffentlicht werden:
Die Gemeinde zählte 1939 genau 2.292 Einwohner und war bis 1945 Sitz des Rittergutes der Grafen von Seher-Thoß. Der Ort wurde um 1366 erstmals urkundlich erwähnt und bereits als großes Pfarrdorf beschrieben. Gemeinsam mit den benachbarten Dörfern Lampersdorf und Raudnitz, Kr. Frankenstein, liegt es in derselben Waldhufenzeile. Danach ist anzunehmen, dass Weigelsdorf identisch mit dem früheren Burkhardsdorf ist, welches wohl zeitgleich mit Lampersdorf um 1260 durch Lokatoren dieser Namen gegründet worden ist. Während Burkhardsdorf nach 1316 nicht mehr erwähnt wird, taucht an selber Stelle mit der Erstnennung von 1366 ein "Wigandisdorf" auf.
Die Ortslage besteht aus einem angerartigen Teil mit der Kirche im
Norden (Oberdorf) an der Straßenkreuzung Langenbielau-Raudnitz
und Gnadenfrei-Tannenberg und einem Richtung Lampersdorf
zulaufendem langgestreckten Teil (Niederdorf), der direkt ins Nachbardorf
übergeht Zu Weigelsdorf zählen die Ortsteile Seherrsau, Vorwerk Oberhof, Viehgrund, Karlswalde sowie Tannenberg
mit Rothenmühle und Weißenmühle.
Als Besitzer des Dorfes tauchen im 16. Jh. die Herren von Netz auf, welche 1757 durch die Herren von Seher-Thoß (ab 1775 Grafen) beerbt wurden. Das alte Schloss wurde 1715-18 und erneut 1861-63 um- und ausgebaut. 1943 war Heinrich-Leopold Graf von Seherr-Thoß Majoratsbesitzer und Schlossherr.
Blick auf Weigelsdorf |
Weigelsdorf verfügte 1943 über einen Amtssitz, ein Standesamt, eine
Post (Vorsteher Paul Gärtner) und
eine Eisenbahnstation der privaten Eulengebirgsbahn, die von von Reichenbach über Nieder-Peterswaldau,
Mittel-Peterswaldau,Peterswaldau-Stadion, Ober-Peterswaldau, Langenbielau-Oberstadt,
Langenbielau-Steinhäuser, Langenbielau-Niederbielau,
Weigelsdorf, Lampersdorf
und Raschdorf nach Silberberg führte. Ursprünglich führte sie von Silberberg
aus per Zahnradantrieb weiter nach Wünschelburg, bis
diese teilstrecke stillgelegt wurde. Nach Frankenstein
konnte man in Silberberg umsteigen. Von Reichenbach führte daneben eine
Staatsbahn direkt über Langenbielau-Niederstadt nach Langenbielau-Oberstadt.
Bürgermeister war 1943
Josef Lachnitt.
Für die Sicherheit sorgte Gendarmerie-Hauptwachtmeister Wilhelm Korge. Im Wiesenschloss
ging Oberförster August Otte seinem
Amt nach. Willi Stammwitz praktizierte
als Arzt im Niederdorf, ebenso wie der Dentist (Zahnarzt) Richard Marche. Am 8. Juli 1593 wird der Knabe
Christoph Müller aus Weigelsdorf mit seinem „Goldenen Zahn“ aktenkundig und
erregt großes Aufsehen.
Neben der evangelischen
Kirche war auch eine ebensolche Schule unter Hauptlehrer Ernst Bintig am Ort.
Unter Pfarrer Bruno Fronober
gab es auch eine katholische Gemeinde. Ursprünglicher Pfarrsitz von Weigelsdorf, Raudnitz und
Raschdorf war Lampersdorf, belegt seit 1291. 1707 zog
die kath. Pfarre nach Weigelsdorf, die ev. blieb in Lampersdorf. Die Kirche in Weigelsdorf
wurde 1592 als evangelische gebaut und geweiht. Sie erhält 1600 ihren ersten
Pfarrer, liegt jedoch 1633 verwaist und wird von Lampersdorf
aus betreut. Mit der Gegenreformation nach dem Dreißigjährigen Krieg 1653 wird
die Kirche katholisch und blieb es bis heute. Die Lampersdorfer
Kirche musste nach der Altranstädter Konvention 1709
den Protestanten zurückgegeben werden. Der letzte ev. Pastor hieß Hübner. Genaueres zur Majoratsfolge und
er kirchlichen Zuständigkeiten sind in der Weigelsdorfer
Festschrift von 1857 nachzulesen (Quelle unten).
Bedeutendster Betrieb waren die Vereinigten Berliner Metall- und Holzmöbel-Fabriken AG (VBMF), ansässig im Oberdorf 1, nahe des Bahnhofes (ehem. Weberei Erxleben, stillgelegt 1923). Entsprechend häufig war auch der Beruf des Tischlers vertreten. Daneben gab es noch zwei weitere Tischlereien am Ort, darunter die 1905 gegründete Stellmacherei und Ski-Fabrik von Carl Moese (CMW).
Sogenannte Gutsbesitzer, also bedeutendere Bauern, waren: Fritz Dierig, Elfriede Fiedler, Ida Geisler, Hermann Glatzer, Gustav Hermann, Max Hermann, Paul Hermann, Gustav Herzog, Erwin Keller, Stanislaus Kotulla, Konrad Pätzold, Paul Schindel und Paul Scholz.
Nach dem Einwohnerverzeichnis von 1943 waren die häufigsten Familiennamen: Anlauf, Berger, Brückner, Dierig, Franke, Glatzer, Gröger, Haberecht, Herzog, Hoffmann, Innerasky, Jittler, Jung, Krause, Kühnel, Moese, Pohl, Rabel, Riedel, Scholz, Schramm, Schubert, Seidel, Stephan, Tonke, Traeger, Völkel, Weiß und Wolff
Am 16./17. April 1946 begann die zwangsweise
Aussiedlung der deutschen Bevölkerung. Heute heißt der Ort Ostroszowice.
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Quellen: